In Seenot bei den Franken

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in Rudern.

FBlubi rundahrt ins Blaue 2023 
Die Tage werden kürzer und kühler, die Wies’n ist schon wochenlang durch, es wird dunkler im Land. Aber halt - einen Lichtblick gibt es noch im Jahreslauf: Die FiB – oder auch Fahrt ins Blaue. Das ist ein Markenartikel aus dem Hause Nordwig, wo auch das MRC-Wanderruderprogramm gemacht wird. Jedes Jahr Anfang Oktober macht sich eine Ruderschar dazu auf den Weg. Der spezielle Charme der FiB: Das Ziel erfahren die Teilnehmer nicht. Selbst während der Anfahrt wird noch nicht verraten, wo‘s hingeht, an welchem Bahnhof wir aussteigen sollen. Besucht wird stets ein Ruderclub irgendwo im weiteren Starnberger Umland, die Boote stellt der jeweilige Verein. Diesmal gibt es ein Limit: Nur 10 Personen können mit. Auch der Grund dafür ist natürlich dermaßen geheim, dass selbst Hellmuth ihn nicht kennt.

Frohgemut startet die Crew in Stefans Bully, wir fahren Richtung Augsburg. Heute ist Wahltag, wen wundert’s, dass schon bald die ersten Hochrech
nungBrombachVereinslogoen formuliert werden - wenn auch nur zum Fahrziel. Der Fahrer schweigt gütig lächelnd, weiß er doch als einziger, wo’s langgeht. Umso mehr schießen die Vermutungen ins Kraut: „Irgendwas auf‘m Lech vermutlich.“ Bei Augsburg geht’s aber weiter nach Norden. Mmh, naja, „dann wird‘s eben die Donau...“ Pustekuchen, denn die Fahrt ist immer noch nicht zu Ende. Die allen Eltern bekannte Frage „Wann sind wir da-haa?“ kommt allmählich auf. Bis ein Schild uns aufs Fränkische Seenland hinweist... Im Ernst? Das ist das Ziel? Tatsächlich, nach schlappen 160 km können wir raus aus dem Auto - in Enderndorf am Brombachsee. Ach ja, drei Zugfahrer haben wir auch noch, sie werden am Bahnhof Pleinfeld abgeholt.

Unten am See-Steg sieht man schon zwei schöne Holzvierer liegen – haben die vielleicht etwas mit uns zu tun? Ja, dem ist so: wir werden an den Booten herzlich begrüßt von Regine, Martina und Markus vom Ruderverein Brombachsee. Die drei haben die Boote einsteigefertig hergerichtet – wann gab es jemals einen solchen Full-Service beim Rudern?! Die Krönung: Regine und Martina steuern je einen der Vierer, und wir kommen so auch noch in den Genuss, während der Tour alles über Club und See erzählt zu bekommen. Acht MRC-ler sind in den beiden Vierern ruderisch untergebracht – Bernd K. und Stefanie dürfen einen Rennzweier fahren. Und damit ist der Bootspark des Vereins auch schon ausgeschöpft. Ahaa, so ist das - darum also konnten nur 10 MRC-ler dabei sein.

Brombachsee LuftbildWir starten zur Seeumrundung - 12 km ruderbare Uferlänge warten auf uns. Ein ordentlicher Wind pfeift übers Wasser, man versteht, warum der See mittlerweile auch ein beliebtes Segelrevier geworden ist – mitten in Franken. Dem Rennzweier wird die fiese Welle zum Verhängnis - das Boot schlägt schon nach kurzer Fahrt voll: Typischer Fall von Seenot. Mit dem Hintern komplett im Wasser geht’s bei den zweien zurück an Land: Ende der Fahrt. Die anderen rudern am Nordufer bis zum Staudamm, dann weiter am Südufer an allerlei Marinas und schwimmenden Ferienhäusern vorbei, genießen den schönen See und landen wieder in Enderndorf an.

23 10 Brombach UnterstandMan verstaut die Vierer im offenen Boots-Unterstand, dann geht’s rein in die Wirtschaft gleich nebenan, dem „Hochreiter“, wo wir alle bei Karpfen und Fränkischem Schäufele die Gastfreundschaft des Vereins feiern. Markus, der Vorsitzende, erzählt: Das hatten sie beim Deutschen Ruderverband so noch nicht erlebt. Kommt jemand und will einen einen neuen Ruderclub anmelden. Dafür gab es noch nicht mal ein Formular beim Verband. Ruderclubs haben üblicherweise doch was mit 1800 im Namen, 1900 geht gerade noch. Aber 2022?
Passt allerdings gut zum See – denn auch der ist ja noch neu. Wir erinnern uns: Hier wurde kurz vor dem Jahr 2000 ein Tal geflutet als Trinkwasserspeicher für die Metropolregion Nürnberg.

23 10 Brombach GastgeberResümee: Das war mal eine komplett neue und sehr angenehme Erfahrung – ein Superlativ jagte das andere: Die bisher längste Anfahrt, der kleinste und zugleich jüngste je besuchte Verein. Letzteres gilt nicht nur für das Gründungsjahr, sondern auch für die Ruderinnen und Ruderer selbst. In diesem Verein ist noch alles ursprünglich. Jeder kennt jeden, man macht alle Vereinsangelegenheiten zusammen. Alles ist noch im Aufbau. Und die Gastfreundschaft ist überwältigend: An so eine herzliche, enthusiastische Rudergemeinschaft werden wir uns noch lange erinnern – bleibt nur zu hoffen, dass die Brombachseer auch mal den Weg zum MRC finden. Wir würden uns liebend gerne revanchieren. Danke für den schönen Tag mit euch.


Auf dem Bild: Ganz rechts Markus, der Vorsitzende, mit seinem kleinen Sohn.
Am gleichen Tisch hinten links Martina & Regine.