So schnell kann es gehen.

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in Rudern.

Wir bereiten uns auf eine abendliche Ausfahrt vor. Am Steg die obligatorische Einschätzung der Wetterlage: Der See ist noch leicht unruhig, bei  abflauendem Wind. Am Himmel einige Wolken, welche evtl. noch einen abendlichen Regenschauer erwarten lassen. Von Gewitterwolken keine Spur. Dies entspricht auch der Wettervorhersage: Wenig Wind, kein Regen. Also auf, in den Doppelzweier in Richtung Roseninsel.

track possenhofen

Wir halten uns nahe am Land, um den verbliebenden abnehmenden Wellen zu entgehen. In Höhe DLRG erwischt uns doch noch ein Regenschauer. "Macht nichts. Regen bügelt den See." Plötzlich nimmt der Regen sprunghaft zu. Nicht schlimm - nass sind wir ja schon, und das Wasser wird immer glatter. Unmittelbar danach ein gleißender Blitz und gleichzeitiger Donnerschlag. So schnell kann es gehen.

Sofortiges Kommando: "Steuerbord Stop, senkrecht zum Ufer". Auch wenn wir uns vergleichsweise dicht an Land gehalten hatten dauern die wenigen Schäge bis dorthin quälend lang. Auf den letzten Metern raus aus den Schuhen und rein ins knietiefe Wasser. Wir landen an der nächstbesten Schaufel Uferkies an. Über uns tobt sich das Gewitter aus; das andere Ufer ist längst nicht mehr zu sehen. Jetzt zügig das Boot sichern und dann für sich selbst sorgen: Unterziehen im nächstbesten Gebüsch und abwarten.

Kurz vorher waren wir Gigvieren mit Anfängern begegnet. Wie geht es ihnen? Wir wurden auch beim Ablegen gesehen. Wird man sich Sorgen machen? Also eine Mobilfunknachricht nach Hause mit dem Auftrag, zur Sicherheit ein Vorstandsmitglied zu informieren. Laut Sicherheitshandbuch soll bei Auslösen eines Notfallplans der Vorstand einbezogen werden. Wir hoffen, dass im Zweifelsfall die Informationen richtig zusammenlaufen und etwa teure Rettungsaufwände vermieden werden.

Wir warten die Wetterberuhigung ab, machen das Boot klar und fahren zu fortgerückter Stunde heimwärts. Dort werden wir von den Anfängergruppen und Betreuern begrüßt, welche abgewartet hatten um uns sicher heimgekehrt zu wissen. Sie selbst hatten Glück: Obschon nicht weit von uns entfernt, hatte sie "nur" ein Hagelschauer erwischt. Anruf beim Vorstand: "Alle sicher wieder an Land, keine Schäden." Selbige Nachricht nach Hause mit der Rückmeldung, dass wir die seit Jahren nicht mehr gültige Telefonnummer aus dem Impressum unserer Webseite entfernen sollten. Werden wir sofort tun. Manche Dinge gehen auch weniger schnell...

Übrigens ist es keine Woche her, dass ich einen jungen Betreuer beobachtete, der einen Schnupperkurs im Gig-Achter, bei Sonne und glattem See, zur Verwunderung der Teilnehmer kurz nach dem Einsteigen aus Sicherheitsgründen abbrach: Am Horizont hatte es geblitzt. Zehn Minuten später stand die Gruppe, kurz vorher noch in freudiger Erwartung, mitsamt Kameramann und Begleitung konsterniert neben dem mittlerweile in der neuen Bootshalle wieder verstauten Boot. Ich bat sie, aus der Halle zu treten und den plötzlich mit Schaumkronen aufgewühlten See zu betrachen. Jetzt bleichere Gesichter spendeten dem Betreuer ob seiner zeitigen, besonnen und richtigen Entscheidung Szenenapplaus. Ich schließe mich dem an. So schnell kann es gehen.

Ach ja. Und dann war da noch die Schülergruppe, welche sich nach einmaligen Besuchs des Vereins durch einen Teil der Mannschaft für ausgebildet genug hielt, um sich einen Gig-Vierer zu schnappen und eine Runde zu drehen. Zum Glück fiel dies anwesenden Mitgliedern auf, entsprechende Maßnahmen folgen. So schnell kann es gehen. Bitte seid aufmerksam und traut Euch, fragwürdige Aktivitäten auf dem Gelände lieber einmal zuviel als zuwenig (freundlich) zu hinterfragen. Ich möchte Euch an dieser Stelle ausdrücklich dazu ermutigen.

Ich teile diese Erlebnisse, alle aus einer einzigen Woche,  um nochmals darzustellen, wie schnell unser See, trotz aller Vorsichtsmaßnahmen, sein Gesicht verändern kann. Um zu zeigen, wie wichtig unsere Sicherheitsmaßnahmen sind. Um hervorzuheben, wie wichtig deren Einhaltung ist. Um zu loben, wie gelebte gute Kameradschaft uns allen dabei hilft: Es wurde kommuniziert, beurteilt, entschieden und respektiert. Es wurde angepackt, es wird Gelerntes geteilt. Das ist gut so, macht bitte alle weiter so.

Unser Motto "Mit Sicherheit Erfolgreich" wurde mittlerweile von der Jugendabteilung übernommen und auf andere lebenswichtige Bereiche, wie zum Beispiel die Ausleuchtung gefährlicher Gegenstände oder den Umgang mit gefährlichen Flüssigkeiten (so schnell kann es gehen...), übertragen. Das finde ich großartig.

Wenn jetzt noch an Wochenenden die gelbe Sicherheitsflagge öfter an ihrem Platz am Steg zu finden und der Tagesdienst klar gekennzeichnet und ansprechbar wäre, wäre ich - fast - wunschlos glücklich.