Drucken

Alles im Fluss

in Rudern.

Auf flotter Strömung nach Vilshofen: Zwölf vom MRC machen einen Donau-Wasserspaziergang

Von  Reini Blue -  seit 2002 Mitglied und als Breitensportler aktiv.


Eine Weile sieht es tatsächlich so aus, als wären alle Wanderfahrtpläne für 2020 die Donau runtergespült worden, um im Schwarzen Meer zu versinken. Nur, was ist schon sicher im Zeichen der Maske? Plötzlich geht’s doch: Die geplante Donautour kann stattfinden. Bedingung: Mundschutz muss mit! Das lässt sich machen.
Stefan, unser Chief Organizing Officer, legt los und kümmert sich um Boote, Bus und Betten für eine Zwei-Tage-Fahrt, die uns drei schöne bayerische Städte ein wenig näherbringen wird.
Die Krönung (Corona...): Clubhausübernachtung in muffigen Mehrbettzim­mern fällt diesmal aus, auch Isomatte und LuMa dürfen weiter den Speicher hüten. Denn man gönnt sich Einzelzimmer in einem komfortablen Hotel in Deggendorf. Aber der Reihe nach.

Straubing

Erstmal ist Straubing angesagt - bekannt für den schönen Stadtplatz, den immerhin die Zugfahrer beim 2½-Kilometer-Gang vom Bahnhof zum Straubinger Ruderclub genießen dürfen.
Die Bootstransporteure sind schon am Clubhaus tätig. Bald werden Kurt Huber, München und Würm  befraut und bemannt. Und am frühen Mittag kann’s losgehen in Richtung Deggendorf. 35 km sind zu fahren - naja, um ehrlich zu sein: In Wirklichkeit sind es wenig mehr als 20. Denn drei Stunden lang schiebt uns der Fluss auch ohne Skulleinsatz schrittschnell die Donau runter. Jemand meint: Ist eigentlich wie E-Bike-Fahren.

Brotzeit ist die schönste Zeit - besonders, wenn sie am Donaustrand stattfindet und das Wetter passt: Nach gut der halben Ruderstrecke wird angelegt. „Strandbar Wunderland“ haben wohlmeinende Zeitgenossen den Platz genannt, auf dem wir uns niederlassen und schmausen.

Abstand! So heißt die Devise der Stunde... Donau-Brotzeit in der "Strandbar Wunderland" - Foto: Vera Bub

Nach der Rast: Steuerplatzwechsel. Und man skullt weiter nach Deggendorf.

Deggendorf

Anlegen gegen den Strom und das vor Publikum - ungewohnt für uns Seeruderer. Es klappt aber bestens, und kurz darauf können sich alle in Richtung Hotel auf den Weg machen.
Alle? Nein, zwei von uns müssen wohl oder übel per Bahn nach Straubing zurück, um von dort den Bootsanhänger nach Vilshofen zu verfrachten, unserem geplanten Endpunkt. Und danach müssen die beiden noch nach Deggendorf. Das zieht sich, es wird später.
Deggendorf glänzt mit allerlei Wohltaten: Dem komfortablen Hotel, einem schönen Stadtbild und einem Restaurant, das auf uns wartet, denn wir haben reserviert. Allerdings, nach halb neun noch etwas essen zu wollen, ist ein gewagtes Unterfangen in der Provinz. Es braucht einen Anruf beim Wirt, um uns zu solch nachtschlafender Zeit noch das Abendmenü zu sichern. Am Ende wird alles gut.

Dann ist der Sonntag da. Bestens ausgeruht finden wir uns zu angenehmer Uhrzeit in den Booten wieder. 36 km liegen vor uns (oder „ehrliche“ 24...). Die Losung für heute heißt: Wir rudern in einem Zug durch nach Vilshofen.

 Rudern 2020 - maskengesteuerter Vierer: Ein Bild für die Annalen? Oder bald der Normalfall? - Foto: Vera Bub

Etliche stromaufwärts fahrende Frachtschiffe geben uns Gelegenheit, das richtige Passieren der Kähne zu üben, um mit deren Bug- und Heckwelle klar zu kommen. Klöster und Burgruinen an den Ufern fordern unsere Heimatkundekenntnisse heraus. Dann zeigt sich schon Vilshofen.

Vilshofen

Gleich hinter der Brücke links: Anlegen, Boote raus und aufladen - und einer hat wieder die A-Karte und muss zurück nach Deggendorf: Noch hat das Zeitalter der selbstfahrenden VW-Busse nicht begonnen.
Die Vilshofener Ruderer haben ihren RC direkt an der Runway vom örtlichen Sport-Flugplatz. Und der erfreut mit einem empfehlenswerten Restaurant. Hier lässt sich‘s gut warten, die Flieger starten und landen, es gibt was zu sehen und kühles Bier zu trinken. Der Blick geht auf die malerische Silhouette von Vilshofen - so lässt es sich aushalten.
Schließlich kommt Stefan mit dem Bus. Ran mit dem Hänger, die Bootstransporteure brechen auf nach Starnberg.

Alle anderen machen sich strammen Schrittes auf zum Bahnhof - ganz zum Schluss wird es noch richtig sportlich. Denn der Zug kommt in wenigen Minuten. Wir lernen dabei ganz nebenbei die recht heimelige Vilshofener Altstadt kennen.
Schön, dass der Regio verspätet ist: wir hätten ihn trotz aller Eile versäumt. Masken auf und rein ins Abteil. Leider ist in Wörth erstmal Schluss, es gab einen Zwischenfall: Also wieder raus aus dem Zug - ab jetzt SEV. Die Bahn besticht dabei mit echt guter Arbeit, so dass wir trotz allem ruck-zuck in München sind.

Schön und vertraut war’s wieder mit den Anderen. "Mmh, das machmer mal wieder!"

Das war sie, die Donau-Wanderfahrt 2020: Kurz, knackig, komfortabel. Die 3K-Erfolgsformel für entspannte Bootsfahrten. Möge sie noch länger gültig bleiben.