Wanderfahrt Sedan - Namur Teil 4/7 - Haybes-Givet

Hauptkategorie: News
in Rudern.

Über den vierten Tag der Wanderfahrt auf der Maas berichtet Reinhard Niejodek.

 

Knapp sechzig Mitschläfer im Salle des Sports de l'Espérance von Haybes-la-Jolie sorgen dafür, dass wir uns schon früh von unseren Feldbetten erheben. Nach Marmeladenbaguette und Kaffee sowie allfälligen zwischenmenschlichen Klärungen bläst unsere wie immer gutgelaunte Equipe logistique zum Aufbruch. Es folgen zwanzig Minuten Aufwärmen, denn bis zum Maison des randonneurs, wo unsere Boote lagern, ist ein ordentlicher Fußmarsch zu absolvieren. Dafür wird heute nur wenig gerudert: Schlappe 20 km; mittags um eins soll Feierabend sein. Auch gut.

alt

Locker geht es los: Nach nur zehn Minuten fahren wir schon in die Ecluse Fépin ein, die erste von fünf.

Alle zehn Boote "solidarisieren" sich; ein Verfahren, das altgedienten bayerischen Wanderruderen zunächst mal das Wasser in die Augen treiben dürfte: Die Skulls werden nicht lang gemacht, wie es die altdeutsche Schule vorschreibt, sondern eingezogen; man liegt eng an eng schräg in der Schleuse und bildet so ein stabiles Flechtwerk aus ineinander verkeilten Skulls und Booten.

 

An der nächsten Schleuse gibt's den morgendlichen Zuspruch: Ein schwarzgewandeter, als Pope verkleideter Herr erteilt uns vom Vordeck seines Motorboots aus seinen priesterlichen Segen.

alt
Ja was kann denn da heute noch schief gehen? Natürlich nichts – das Wetter ist super wie schon die Tage vorher, von ihrem wolkenlosen Himmel runter brutzelt uns die Sonne braun. Allmählich erscheint eine weiße Dampffahne hinter den Ardennenhügeln – der Kenner ahnt: Ein Kraftwerk. Allerdings werden wir elegant daran vorbeigeleitet: Denn nach der vierten Schleuse geht's in einen 500 m langen Tunnel, der die Maasschleife mit dem KKW Chooz einfach abschneidet und uns ganz nebenbei auch etliche Kilometer Rudern erspart. Noch eine fünfte Schleuse und ein paar Kilometer weiter, dann sind wir in Givet, unserer heutigen Endstation.

Es war ein heißer Rudertag, die Boote liegen am Lagerplatz - es reicht! Der übliche Run zur Sporthalle beginnt: Wer zuerst kommt, kann sich seinen Schlafplatz noch aussuchen - direkt an einer der Türen soll er am besten sein. Denn es ist verdammt warm. Das Logistikteam um Simon & Co. ist wieder mal unschlagbar. Selbstverständlich sind nicht nur Gepäck und Feldbetten längst in der Halle – auch die Zapfstelle mit gekühltem Bier steht ausschankbereit parat: Diese Leute wissen einfach, worauf es ankommt!


Givet ist ein schöner alter Ort, den einige von uns, frisch geduscht und proper aufgedresst, entspannt gemeinsam durchstreifen. Ein schönes Hotel de Ville haben sie hier. Die Kirche St. Hilaire ist gut für ein paar kühle und kontemplative Minuten, danach geht's runter ans Maasufer, etwas trinken.

alt

Für alle, die sich immer noch unausgelastet fühlen, haben unsere Organisatoren ein Schmankerl auf Lager: Eine Nachtfahrt im Boot zu späterer Stunde. Denn erst serviert man das Abendessen. Die Ardenner lieben Fleisch, soviel ist klar. Manch einer von uns wird in dieser Woche mehr davon gegessen haben als sonst in einem ganzen Monat. Wie auch immer: Gut ist es und üppig sowieso. "Wer rudert mit?" fragt man um zehn. Nun, knapp die Hälfte der Truppe zieht es vor, lieber als Zuschauer zu agieren. Zur Belohnung werden die Nachtruderer beim Wiederanlanden mit einem kleinen Feuerwerk empfangen; dieses Randonnée-Team ist einfach nicht zu toppen. Später fließen noch manche Tropfen Bier und Wein, es wird dabei wie stets auf Hochtouren gemenschelt – ja ist das nicht schön!? Ein weiterer, ungemein dichter und erlebnisreicher Tag neigt sich dem Ende zu.