Saison 2010 Constanze Duell

von AF
in Rudern.

Ein überraschendes Comeback nach zwei Jahren

Im Sommer 2007 feierte Constanze Duell mit dem Gewinn der Silbermedaille im JF 2- und der Bronzemedaille im JF 8+ ihre bisher größten Erfolge als Ruderer, entschied sich jedoch kurze Zeit später für eine Abitur- und Studienbedingte Pause vom Leistungssport. Mit dem Beginn der Saison 2010 kam sie zurück ins Boot und wollte mit dem „Dirndlachter" in der Ruder-Bundesliga angreifen und auf den deutschen U23 Meisterschaften an den Start gehen.

Da in der Ruder-Bundesliga nur eine Kurzstrecke von 300 – 450m absolviert wird, allerdings in bis zu 6 Rennen am Tag, stellte sie ihr Training um und zielte angespornt von ihrer erfahrenen Trainingspartnerin Judith Obrocki auf ein deutlich intensiveres und kraftbetonteres Training als in den Vorjahren ab. Auf den ersten Ergotests im Training und der 30-Minuten Ergoregatta in Starnberg erzielte sie gute Ergebnisse, allerdings noch nicht in Leistungsbereichen, die ihren Trainer Andreas Fischbach wirklich zufrieden stellten.

 

Hierauf folgten Trainingswochenenden und Faschingstrainingslager, die im diesjährigen strengen Winter den Willen testeten auch bei widrigen Bedingungen ins Ruderboot zu steigen. Schon hierbei zeigte Constanze eine große Trainingsmotivation und absolvierte das Trainingspensum gewissenhaft und ohne Klagen während sie sogar ihre Mannschaftskameradinnen motivierte die Trainingsumfänge zu erfüllen.

Als erste große Leistungsbestimmung im Deutschen Ruderverband galt dann die Kaderlangstrecke in Leipzig im April und der dort zu absolvierende 2000m-Ergotest. Am Samstag stand der Ergotest auf dem Plan, den Constanze in nicht zu erwarteten 7:11 Minuten meisterte. Damit war sie bei den Skullerinnen zwar nur im hinteren Drittel der Rangliste der Seniorinnen einzuordnen, belegte aber bei den Riemerinnen einen soliden Mittelfeldplatz. Nach einem enttäuschenden 22. Platz auf der Langstrecke im Einer am Sonntag, wurde dann auch klar, dass eine aussichtsreiche Jahrgangsmeisterschaftsteilnahme für Constanze eher im Riemenbereich liegt und eine Partnerin war auf Vermittlung des Bundestrainers Thomas Affeldt auch schnell gefunden. Mona Benger aus Krefeld verlor ihre vormalige Partnerin aus Frankfurt, die mit dieser Saison dem aktiven Leistungssport den Rücken kehrte. Mona war im Jahr 2008 Ersatzfrau bei der U23-WM in Brandenburg und seit 2005 nie ohne Medaille von einer Deutschen Meisterschaft nach Hause gefahren, also gute Voraussetzungen für Constanzes nationale Saisonziele.

Constanze stürzte sich voller Begeisterung in dieses Projekt mit einem zweiwöchigen Ostertrainingslager in Krefeld; die gemeinsamen Einheiten stellten Krefelds Trainier, Christoph Lüke, leistungsmäßig zufrieden, sodass das neuformierte Boot zur deutschen Kleinbootmeisterschaft in Brandenburg an den Start ging. Aus den vorangegangen Trainingsrennen wussten Constanze und Mona jedoch, dass ihre Schwächen in Startphase und Endspurt liegen, sie aber im Mittelteil des Rennens ordentlich für Vortrieb sorgen können. Die Freude am Rudern war Mona und Constanze anzusehen und die beiden steigerten sich von Rennen zu Rennen. Am Ende belegte das Duo einen starken 11. Platz und hatten sich damit als fünftes reines U23-Boot eine gute Position für die weitere Saison errudert.

Als nächster Wettkampf stand die Internationale Regatta in Duisburg auf dem Kalender. Hier erruderten sich Mona und Constanze mit den beiden Potsdamerinnen Mandy Reppner und Anne Kliesch einen zweiten Platz im Finale B im Vierer und einen sechsten Platz im Achter. Auch in diesen Rennen wurde deutlich, dass sie auf der Strecke gut unterwegs sind, sich aber in den entscheidenden Momenten des Rennens über Spurts nicht von den Gegnerinnen absetzen konnten, um knappe Rennen auch für sich entscheiden zu können. Mit einem etwas beherzteren Vorlauf wäre in Viererrennen auch mehr drin gewesen.

Bei der zweiten Kleinbootüberprüfung in Köln belegte Constanze im Zweier den 9. Platz unter allen Seniorinnen. Ein gutes Ergebnis, zwei Plätze besser als in Brandenburg, aber bei der Analyse der Rennen setzte sich der Trend von Duisburg fort; die Combo aus Krefeld und München kann mit den Booten der Seniorinnen A mitfahren, aber in den entscheidenden Momenten, bei ca. 1300m, keine Akzente setzen. Natürlich könnte man dies auch dem Quäntchen mehr Erfahrung der älteren Sportlerinnen zuschreiben. Im Vierer ruderte Constanze nun mit Michaela Schmidt und Anne Becker aus Halle auf einen Vierten Platz.
In gleicher Besetzung ging es dann zwei Wochen später nach Ratzeburg zur Internationalen Regatta; hier errangen die vier einen sehr guten zweiten Platz im Vierer und konnten im Achter ihr Rennen sogar gewinnen. Wer nun dachte, dass sich mit diesen Leistungen die Besetzungen für die deutschen U23-Meisterschaften gefunden hätten, wurde in den darauffolgenden Tagen von den Trainern des DRV eines Besseren belehrt. Für Constanze und Mona war nun vorgesehen, einen Vierer mit Theresa Hülsmann und Claudia Helmholz zu bilden, womit die dritte Viererkombination für das vierte Viererrennen der Saison stand. Nach den guten Rennen in Ratzeburg war dies erstmal eine kleine Enttäuschung und Zeichen dafür, dass der Cheftrainer die Leistungen in den Test am Anfang der Saison doch höher bewertete als die positive Entwicklung von Mannschaften im Saisonverlauf. Jedoch versicherte der Trainerstab Constanze, dass sie sich unabhängig von den Ergebnissen der Jahrgangsmeisterschaften für die Mannschaftsbildung zur U23- WM qualifiziert hat.

Die nächsten Wochenenden zwischen Ratzeburg und den DJM in Essen nutzten die Sportlerinnen dann noch einmal für Training in Krefeld; der Vierer kam nach Aussagen von Constanze und Christoph auch gut ins Rutschen und die Spannung vor dem Finalrennen stieg, da mit nur sechs gemeldeten Booten es auf den Meisterschaften gleich um alles oder nichts gehen würde; somit war es leider auch nichts mit zusätzlicher Rennpraxis aus den Vorläufen. Das Rennen in Essen entwickelte sich zu einem spannenden Schlagabtausch zwischen vier Booten aus Potsdam/Bodensee, Halle/Rostock, Mainz/Würzburg und Krefeld/München.
Bis ca. 300 Meter vor dem Ziel sah es nach einer Medaille für Constanze aus, aber auf der Ziellinie wurden sie im Endspurt noch von der Crew aus Mainz/Würzburg auf den vierten Platz verdrängt. Das war natürlich eine Enttäuschung, da Constanze und Mona die gegnerischen Ruderinnen in den vorangegangenen Saisonrennen immer klar im Griff hatten. Letztendlich belegte Constanze als Schlagfrau des "zweiten" DRV-Achters noch den zweiten Platz und gewann damit die Silbermedaille.

Trotz des tollen Saisonverlaufs mit der verdienten Nominierung zur U23 WM blieb immer der Wermutstropfen der ständigen Unsicherheit bezüglich der Bootsbesetzungen und den Nominierungsrichtlinien seitens des DRV bestehen; somit kam auf den deutschen Meisterschaften keine rechte Feierstimmung auf.