Bronze in Brest

in Rudern.

Nach einer Saison mit wechselnden Bootsbesetzungen und Trainingsstätten war mit einer langen Zugfahrt quer durch Deutschland immer noch nicht der ganze Weg zur U23-Weltmeisterschaft in Brest/Weißrussland zurückgelegt. Drei Tage nach den deutschen Jahrgangsmeisterschaften ging es für mich zum Bundesstützpunkt nach Ratzeburg zur Selektion und Besetzung der Boote für die WM.

In den ersten Tagen standen die gewohnten Tests an, um mittels 2000m- Ergotest und gemeinsamer Messbootfahrt im Achter die verbliebenen drei Plätze in den Riemenbooten zu besetzen; Mona und ich standen nach unseren Saisonleistungen schon als nominiert fest nicht jedoch die genaue Bootseinteilung. Nach dem ersten Wochenende war dann endlich klar, dass wir beide mit Lea-Kathleen Kühne (Mainz) und Kathrin Ketterer (Konstanz) den Vierer ohne Steuermann trainiert von Bernd Lindner aus Halle bilden sollten.

 

Endlich konnte somit die eigentliche Vorbereitungsphase starten; zwei Wochen lang klingelte der Wecker für uns Morgenmuffel um 5:20 Uhr. Was etwas schwerfällig begann, zwischendurch in fast verschlafenen Einheiten mündete, entwickelte sich über viele Wasserkilometer und gemeinsame Hantel- und Kräftigungseinheiten zu einem ordentlichen Mannschaftsboot. Unsere 500m-Durchlaufzeiten und die Ergebnisse bei den Belastungen zeigten, dass wir schneller waren als die Vierer der vergangenen Jahre; doch unser persönliches Ziel unseren Trainingsgegner, den gut besetzten Frauenachter, in der Relation zu schlagen, erwies sich als „harte Nuss". Wir sollten sie in der Abschlussbelastung jedoch noch knacken...

Dann hieß es erst einmal Taschen packen und ab nach Weißrussland. Mit dem Flieger ging es von Hamburg über Frankfurt nach Minsk und von dort mit einem Bus deutlich älteren Jahrgangs nach Brest nahe der polnischen Grenze. Insgesamt waren wir mehr als 12 Stunden unterwegs und umso glücklicher unsere Hotelzimmer im 70er-Jahre-Stil zu beziehen.

Nach drei Tagen Training an der fantastischen neu angelegten Regattastrecke und mit dem durch gute Relationszeiten gestärktem Rücken, bestritten wir mit dem WM-Vorlauf unser erstes gemeinsames Rennen in dieser Besetzung. Ohne jegliche Kenntnisse der Leistungsfähigkeit unserer Gegner, konnten wir nicht genau sagen ob unser 2.Platz hinter den Junioren-Weltmeisterinnen des letzten Jahres, Australien, nun überraschend kam oder nicht. Dass wir uns weiter oben einsortieren können bestätigte sich am nächsten Tag im Hoffnungslauf; wir jagten die niederländische Konkurrenz gehörig und mussten uns mit nur zwei Zehntel Rückstand zufrieden geben. Mit einem frischen Rennen und Selbstvertrauen hatten wir unser Mindestziel, das A-Finale, erreicht und liebäugelten nun sehr mit einer Medaille.

Nun mit dem Wissen, dass die Konkurrenz nicht weit enteilt ist gingen wir am Samstagmorgen an den Start des Finale A. Unser Augenmerk sollte auf der Startphase liegen um möglichst von der Position des Jägers, wie in Vor- und Hoffnungslauf, nun einmal vorne in der Position des Gejagten wegzupreschen. Nach den ersten 500 Metern lagen wir dann auch mit den U23-Weltmeisterinnen des Vorjahres aus Weißrussland auf einer Höhe und sogar vor den Vorlaufsiegern Australien und USA. Wir wussten über unsere Stärke im Mittelteil des Rennens und konnten Großbritannien sowie die favorisierten Niederländerinnen und Weißrussinnen in Schach halten. Im letzten Rennabschnitt mussten wir leider nur die Australierinnen und die sich über das Mittelstück steigernden Nordamerikanerinnen ziehen lassen. Die USA ruderte sich in diesem schnellen und spannenden Rennen zum Weltmeistertitel und Australien zu Silber.

Mit der Bronzemedaille fuhren wir im Frauen-Vierer ein für den DRV nicht nur ungewohnt gutes Ergebnis, sondern nach einer Saison mit viel Krampf und Kampf auch ein mehr als schönen Abschluss ein. So begannen wir auch bald zu feiern und holten uns unter dem Jubel der Teamkollegen auf der Tribüne unsere Medaillen ab. Nach langer Heimreise aus dem fernen Osten nahm ich abschließend mit Pomp, Trara und überraschendem Empfang von Heimtrainern und Bürgermeistern gerne Glückwünsche entgegen.